Friedlich streiten im Team

Hierzulande wird gerade sehr viel gestritten. Sei es in Bezug auf Umweltschutz, Einwanderung oder Wirtschaftspolitik – die Meinungen könnten kaum weiter  auseinander gehen. Streiten ist eine Notwendigkeit und eine Chance für Weiterentwicklung. Doch wie kann Streiten konstruktiv sein und zu guten Lösungen führen?

Auch in unserem Netzwerk für ganzheitliche Gesundheit entwickeln wir gerade eine Streitkultur. denn auch hier gibt es wie im Großen eine Vielfalt von unterschiedlichen Persönlichkeiten und Meinungen. Wie bleiben wir ein liebevolles Team im herzlichen Miteinander?

Friedliches Streiten

Ein konstruktiver Streit ist von Respekt und Toleranz geprägt und fördert das Verständnis zwischen unterschiedlichen Standpunkten. Er ermöglicht es, die Vielfalt der Meinungen anzuerkennen und schätzen zu lernen. Der Schlüssel liegt dabei in der Fähigkeit, Meinungsverschiedenheiten als Chance zur Weiterentwicklung zu betrachten, anstatt sie als Hindernis zu sehen. Dann erst kann gemeinsam nach Lösungen gesucht werden, die das Wohl aller fördern.

„Der Sturm wird immer stärker. Das macht nichts, ich auch!“ (Pippi Langstrumpf)

Menschen, die bereit sind, ihre Ansichten auf konstruktive Weise zu teilen, tragen zur Entwicklung von Lösungen bei, die auf breiter Akzeptanz beruhen. Dies fördert das Vertrauen untereinander und in die Organisation. Es gilt die Fähigkeiten zur empathischen Kommunikation zu pflegen und zu fördern. In unserem gemeinsam erstellten Netzwerk-Leitbild fördern und bereichern folgende Prinzipien unsere Streitkultur.

Prinzipien

• Vertrauen: Unsere Beziehungen beruhen auf der Annahme einer positiven Absicht. Bis uns das Gegenteil bewiesen wurde, ist das Vertrauen untereinander die Grundhaltung.

• Verantwortung: Jedes Mitglied hat Verantwortung für das Netzwerk. Wer spürt, dass etwas geschehen sollte, spricht es an. Alle sind in der Lage, anderen respektvolles Feedback zu geben.

• Ganzheit: Alles und alle werden gewürdigt durch Anerkennung, Dankbarkeit und Neugier. Wir sind alle miteinander verbunden und Teil des Ganzen.

• Lernen: Jede Herausforderung ist eine Einladung zum Lernen und wir verstehen uns als „Lernende Organisation“. Unsere Ausrichtung ist lösungs- und ressourcenorientiert.

• Beziehungen und Konflikte: Wir können nur uns selbst verändern, nicht andere. Wir übernehmen Verantwortung für unsere Gedanken, Worte und Handlungen. Wir schieben die Verantwortung nicht auf andere.

• Sinn: Wir hören auf den Sinn und die Seele des Netzwerks. Wir gehen in Resonanz mit unserem eigenen Sinn/Seele und Lebensweg.

• Kommunikation: Wir leben eine Kultur des aktiven Zuhörens und schaffen Raum für Reflexion in Achtsamkeit. Wir entwickeln gemeinsam unsere Netzwerkkultur weiter.

• Konflikte: Sie werden unter den Beteiligten geklärt, nur mit denen, die es betrifft. Wenn eine Klärung nicht gelingt, kann eine Mediation in Anspruch genommen werden.

In diesem Sinne versuchen wir eine gelebte Ganzheitlichkeit zu praktizieren. Wir schaffen eine sichere Umgebung durch gemeinsam formulierte Werte und unser Verhalten. Wir ermutigen uns, uns ehrlich und offen zu zeigen. Wir etablieren Praktiken wie kurze Meditation, Befindlichkeitsblitzlicht, Dankesrunde und zukünftig auch „Hüter des Kreises“. Dieser oder diese schlägt eine Klangschale an, wenn das Gespräch uns wegträgt und ins Gegeneinander oder in mangelnde Wertschätzung abdriftet. Damit lässt sich der Fokus wieder auf das Verbindende lenken. 

Halten wir es mit Pippi Langstrumpf: Je stärker der Sturm der Meinungen, desto mehr können wir unser gemeinschaftsbildendes Handwerkszeug entwickeln. Diese Herausforderung anzunehmen, macht uns friedlicher und stärker. 

Lydia Poppe