Kraftquelle Verantwortung
Verantwortung zu übernehmen, kann uns viel Energie geben. Welche Haltung dabei wichtig ist, welche Versuchungen dabei am Wegesrand lauern und was die Dusche damit zu tun hat, darum geht es im Folgenden.
Das “Prinzip Verantwortung” ist eine zentrale ethische Kategorie. Was ich tue, auch die scheinbaren Kleinigkeiten, hat Auswirkungen - auf mich selbst, auf meine Mitmenschen und auf das große Ganze. Vielleicht mehr, als uns bewusst ist. "Was du nicht willst, was man dir tut...”.
„Zweifle nie daran, dass eine kleine Gruppe engagierter Menschen die Welt verändern kann - tatsächlich ist dies die einzige Art und Weise, in der die Welt jemals verändert wurde.“ Margaret Mead
Verantwortung hat etwas mit Antworten zu tun. Antworten auf Fragen. Zum Beispiel: Wie geht es mir? Wer anderes als ich selbst, könnte dies besser beantworten? Je mehr Verantwortung ich übernehme, desto mehr Fragen stelle ich. Wie geht es dir? Wie geht es dem Planeten?
Ich antworte auf die Einladungen des Lebens. Ich ducke mich nicht weg, sondern kümmere mich darum. Das ist Verantwortung, auch Erwachsensein genannt. Meine Dusche ist verkalkt, also nehme ich Zitronensäure, Bürste und Wischtuch und bringe sie wieder zum Glänzen. Nicht zu antworten hieße: Ich lasse den Duschvorhang zu, sodass ich das Elend nicht sehen muss. Welche Variante wir auch wählen: Alles was wir tun - oder unterlassen - jede Entscheidung, die wir treffen oder nicht treffen, hat Konsequenzen. Das mag etwas bedrohlich klingen, vor allem für ein kindlich-pubertäres Ego, das nicht gewohnt ist, Verantwortung zu übernehmen.
Um bei dem Beispiel der Dusche zu bleiben: Das Ego denkt, es wird schon irgendwie von irgendwem erledigt werden, ich hab keine Lust auf Putzen, lass mich in Ruhe, ich geh lieber Chillen. Für uns als Erwachsene macht die Entscheidung einen Unterschied, wie wir auf die Rufe des Lebens reagieren. Ducken wir uns weg, kommen die unerwachsenen Egoanteile ans Steuer, werden wir Kraft verlieren. Beantworten wir den Ruf durch adäquates Handeln, gewinnen wir Kraft. Das kann jede/r an sich selbst ausprobieren. Jede/r kennt das gute Gefühl, das mit der Bewältigung einer Aufgabe einhergeht. Besonders, wenn wir dabei innere Widerstände überwunden haben. Denn äußerst beliebt bei unseren unerwachsenen, verantwortungsscheuen Egoanteilen ist die Opferrolle. Gründe im Außen zu (er)finden, warum etwas nicht möglich ist. Weil mir gerade nicht danach ist… weil meine Eltern…, weil der Staat/das System…, weil mein Partner…
Das Dramadreieck: Täter, Opfer, Retter ist eines der beliebtesten Spiele der unerwachsenen Anteile. Die Belohnungen des Opferdaseins schmecken so süß. Verantwortung abgeben, sich beschweren, andere ins Unrecht setzen, selbst als moralisch überlegen dastehen. So süß und ungesund wie Fastfood. Was unser Wachstum wirklich nährt, ist nicht die Opfer- sondern vielmehr die Schöpferrolle. Ich bin Schöpfer:in in meiner Welt. Finde meine eigenen Antworten auf die Anforderungen. Was brauche ich, meine Beziehungen, mein Job/ Business, die Welt… jetzt von mir? Was ist mein Beitrag für ein gutes Miteinander? Wie kann ich liebevoller werden? Verantwortung ist Ausdruck von Liebe. Die Dusche putzen ist ein guter Anfang.
Literatur:
Das Prinzip Verantwortung, Hans Jonas
Die Spiele der Erwachsenen, Eric Berne
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