Selbstheilung eines Bandscheibenvorfalls

Irgendwie stimmte nichts in meinem Leben. Die Partnerschaft war ein toxisches Greuel, die Wohnsituation einfach nur daneben und meine Arbeit – nun, sie war mein Rettungsanker und hart erkämpftes Lebenselixier zugleich. Aber das reichte meinem Körper nicht. Die Last des falschen Lebens war zu groß und so bröselte es an meiner Schwachstelle: der Wirbelsäule. Unten, Lendenwirbel, da, wo die nun gerade nicht mehr wirklich existierende Lebensenergie sitzt.

Anfang des Jahres wurde mir ein mittlerer Bandscheibenvorfall attestiert, Mitte des Jahres ein schwerer. Ich bestand nur noch aus Schmerzen, Schmerzmitteln und Gehhilfen. In gebeugter Haltung und mit verzerrtem Gesicht schlich ich durchs Haus und versuchte gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Aber es half nichts, eine klare Diagnose und irgendeine funktionierende Behandlung musste her.

Die erste Diagnose lautete: schwerer Bandscheibenvorfall; ohne OP geht da gar nichts! Die zweite Diagnose lautete: schwerer Bandscheibenvorfall; ohne OP geht da gar nichts!

Schweren Herzens vereinbarte ich mit größtem Unwohlsein und zugleich völliger Hilflosigkeit, wie dieses selbst im Röntgenbild deutlich zu erkennende Problem anders lösbar wäre, einen OP-Termin. Durch meinen Wahn des Durchhaltens drangen jedoch die unterstützenden Vorschläge meiner Freunde, wenigstens Osteopathie und Cantienica-Training zu machen.

 

Vier Wochen, drei Osteopathie-Sitzungen und vier Cantienica-Einzelbehandlungen später: Ich sitze Zuhause. In drei Tagen ist der OP-Termin. Ich laufe inzwischen überwiegend, zwar nicht schmerzmittelfrei, aber ohne Gehhilfen durchs Haus. Soll ich oder soll ich mich nicht operieren lassen? Darf ich so kurzfristig einen Termin absagen? Er ist doch extra für mich reserviert worden, mit Chirurg und allem Pipapo?! Ich quäle mich durch absurde Zweifel, die jeden Tag, den die OP näher rückt, immer absurder werden. Ich glaube, meine Freunde verdrehten ihre Augen... 

Einen Tag vor der OP habe ich zähneklappernd und ängstlich, ob ich das Richtige tue, abgesagt. Die Besserungen waren unverkennbar und schließlich konnte ich mich endlich dazu durchringen, selbst über meinen Körper und seinen Genesungsverlauf zu entscheiden. Drei Monate später war ich schmerzmittelfrei, sechs Monate später konnte ich mich wieder schmerzfrei bewegen. Meine Hausapotheke hat sich seitdem deutlich verändert: nur wenige schulmedizinische Präparate, Vieles aus der Naturmedizin.

Aber das Beste an dieser Erfahrung ist die zunehmende Gewissheit, dass ich mich – auch mit Hilfe anderer Menschen mit dem entsprechenden Knowhow aus dem Bereich der sanften und Naturmedizin – immer besser selbst heilen kann. Ich bin seitdem übrigens auch sonst viel seltener krank, obwohl mein Leben nach wie vor recht anspruchsvoll verläuft. 

Cordula Roemer