Spielend durchs Leben
Im Mai-Beitrag habe ich mich mit dem Thema Ausdehnung ins Leben befasst, vom Embryo bis zur Geburt, wie sich der Mensch in der Welt zurechtfindet. Wie der Mensch Vertrauen entwickelt und mit anderen interagiert. Welche Bedeutung hat das Spiel dabei?
Beobachten wir Kinder beim Spielen: sie kommen zusammen und gehen wieder auseinander. Sie berühren oder schubsen sich, sie raufen und rennen. Das Ergebnis ist dabei nicht so wichtig - es geht um das einfache Tun und die Freude daran. Sie richten alle Aufmerksamkeit auf den Moment, frei von Gedanken an Konsequenzen. Sie haben einfach eine tolle Zeit, während sie tun, was sie tun. Das ist Spiel.
Spielend üben Kinder ihre körperlichen Fähigkeiten und entwickeln dabei Freude an Bewegung und körperlicher Anstrengung. Sie lernen ihren Körper kennen und beherrschen, schulen ihre Wahrnehmung und üben Geschicklichkeit. Wir kennen die Bilder aus dem Tierreich, in denen Wolfs- oder Bärenkinder miteinander raufen und herumtollen. Damit bereiten sie sich auf die Herausforderungen eines Raubtierlebens vor.
Konzentrationsfähigkeit, Kreativität und Selbstständigkeit, das lernen die Tierjungen genauso wie die Menschenkinder. Im Spiel erwerben sie eine Fülle an elementaren Voraussetzungen für ihr ganzes Leben. Auch für uns Erwachsene macht das Spielen Sinn. Es fördert die Gesundheit, hält geistig flexibel, lässt uns vom Alltag abschalten, hilft zu entspannen. Und es macht einfach Freude.
“Wir leben, wenn wir spielen.”
Humberto Maturana
Viele Spiele sind Gemeinschaftsspiele und wir lernen: Vertrauen entwickeln, Ausdauer und Gefühle wie Trauer, Wut, Freude bekommen ihren Raum, dürfen - mehr oder weniger - ausgelebt werden. Mein Lieblingsspiel als Kind war: Mensch ärgere dich nicht. Nur war ich als Kind weit entfernt davon, dass ich mich nicht ärgerte, wenn mich eine Mitspielerin rausgeworfen hatte. Gejubelt habe ich nur, wenn ich eine andere Mitspielerin rauswerfen konnte. Ich hatte Raum, jene Gefühle auszudrücken, ohne darüber nachzudenken oder getadelt zu werden. Das ist Spiel.
Oft jedoch bleiben vielen Kindern zu wenig Zeit und Raum, um einfach nur zu spielen und sich mit dem zu beschäftigen, was sie wirklich interessiert. Wenn ich mich als Erwachsene jedoch auf ihr Spiel einlasse, wird mein Spieltrieb geweckt und die Fantasien im gemeinsamen Spiel entwickeln sich zu erstaunlichen Ergebnissen. Da wird eine Höhle aus Decken gebaut und es wimmelt nur so von Feen und Zauberern.
“Menschen hören nicht auf zu spielen, weil sie alt werden, sie werden alt, weil sie aufhören zu spielen!” Oliver Wendell Holmes
Wie könntest du das Spiel in deinen Alltag bringen?
Eine Verabredung mit Freunden zu einem Spieleabend?
Federball oder Tischtennis spielen?
Eine Sandburg am Strand bauen?
Buchempfehlungen:
1.Spielen macht schlau von Andrea und Frank Zimpel
2.Sprache des Herzens von Susanne Stöcklin-Meier
Bild zur Meldung: Sasin Tipchai auf Pixabay