Älterwerden mit Anfängergeist
Neugierde, Offenheit, Spiel, Interesse, Enthusiasmus und Engagement, im Buddhismus als „Anfängergeist“ bezeichnet, scheinen laut Hirnforschung der optimale Geisteszustand für ein gesund alterndes Gehirn zu sein.
Es ist erwiesen, dass herausfordernde Situationen ein Gehirnwachstum auslösen (Stichwort Neuronale Plastizität). Je mehr Nervenmaterial wir im Laufe unseres Lebens gebildet haben, desto mehr können wir uns leisten, ebensolches zu verlieren. Wir haben eine sogenannte kognitive Reserve aufgebaut. Diese wird zudem unterstützt durch bewusste Ernährung und eine allgemein höhere Bildung. Auch Gehirngröße, frühes Lernen und größere berufliche Erfolge werden mit der kognitiven Reserve in Verbindung gebracht. Man kann also sagen, dass stimulierende Aktivitäten zur Gesundheit und Langlebigkeit des Gehirns beitragen.
Lernen in jedem Alter
Die Komplexität elektrischer Hirnaktivität nimmt von Kindheit bis in die sechziger Lebensjahre hinein zu. Ein eher fürsorglicher und unterstützender Mensch erreicht einen körperlichen und geistigen Zustand, der das Lernen begünstigt und das Leben somit leichter macht. Einsamkeit bedeutet dagegen einen Verlust an kognitiven Funktionen. Sichtweisen und Verhalten sind dann meist eingeschränkt.
Reifung und Weisheit
Eine Entwicklung von Wissen zu Weisheit ist ein großer Schritt, der nur durch die Unterstützung Anderer und durch eine gewisse Reife erreicht werden kann. Eine reife Denkweise ist durch Komplexität, Bedachtsamkeit und Emotionsregulation gekennzeichnet. Auch das Lehren kann unser Gehirnwachstum fördern. Eine reife geistige Haltung zeichnet sich durch Selbsterkenntnis, Selbstliebe, ein gutes Leben, Urteilsvermögen, Integration unangenehmer Gefühle und gemeinschaftsorientiertes Handeln aus.
Emotionales Wachstum ist wichtig für die Entwicklung von Weisheit und hilft uns, auch in schwierigen Situationen flexibel zu bleiben. Eine positive Einstellung kann helfen, Kampf- oder Fluchtreaktionen zu reduzieren und freier zu werden. Vertrauen in die eigenen Handlungen zu haben wird mit zunehmendem Alter ein wichtiger Vorteil.
Weisheit wird auch mit innerer Einkehr und Meditation in Verbindung gebracht. Ältere Menschen haben allein schon aufgrund ihrer Erfahrung und langsameren Denkweise Vorteile bei der Reflexion und dem sozialen Urteilsvermögen. Die Fähigkeit zur Selbstreflexion und Selbsterkenntnis kann durch die Konzentration auf die innere Welt, zum Beispiel in Form von Meditation, gefördert werden und ist nicht nur wichtige Voraussetzung für das gesunde Altern des Individuums, sondern auch für das kollektive Überleben.
Einen positiven Mythos erschaffen
Ältere Menschen mit einer positiven Einstellung zum Leben und insbesondere auch zum Altern haben ein besseres Gedächtnis, eine stabilere Gesundheit und leben im Schnitt 7,5 Jahre länger als solche mit negativen Vorstellungen. - Wir können also jetzt beginnen, einen positiven Mythos vom Alter zu verbreiten, um eine reifere und weisere Gesellschaft zu werden.
Text in voller Länge hier.
Literatur: Louis Cozolino, Ein gesundes alterndes Gehirn
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