Schlaf und Hochsensibilität
Der Schlaf an sich und auch die Dinge, die ihn beeinflussen können, sind vielfältig und komplex. Wir legen uns nicht einfach hin und schlafen die Anzahl der Stunden, die unser Körper braucht, sondern wir wachen ca. zwanzigmal pro Nacht auf, ohne es zu merken, träumen, verarbeiten und regenerieren uns. Wenn es gut läuft.
Studien sagen, dass mittlerweile 80 % der Menschen in der westlichen Welt unter einem gestörten Schlaf leiden. Besonders für Menschen, die eine gesteigerte Wahrnehmung haben, so wie sogenannte Hochsensible, kann das Thema Schlaf eine starke Relevanz bekommen. Aufgrund der erhöhten Sensitivität und der längeren Verarbeitungszeit von Reizen, sind Schlafprobleme bei diesen Menschen, zu denen ich auch gehöre, noch häufiger vertreten.
Dass mein Schlaf immer wieder gestört war, ist mir erst mit Mitte Zwanzig bewusst geworden. Als Jugendliche hatte ich abends Schwierigkeiten, einzuschlafen - häufig brauchte ich eine Stunde dafür - zog daraus aber keine Schlüsse. Mit Mitte Zwanzig hatte ich dieses Problem nicht mehr, aber erreichte kaum die Tiefschlafphase. Ich wurde bei jedem kleinsten Geräusch wach und konnte mich an bis zu 8 Träume pro Nacht erinnern. Später, und ab und zu auch noch heute, hatte ich Probleme mit dem Wiedereinschlafen, wenn ich nachts wach geworden bin. Müdigkeit gehörte bei mir, wie bei vielen anderen, immer mit dazu. Dabei sollte sie kein Normalzustand sein.
Die Grundursache für Schlafstörungen bei hochsensiblen Menschen liegt in einer andauernden Überreizung. Überreizen können bspw. die eigenen Gedanken, die ganz „normale“ Arbeitswelt, ungelöste Konflikte, eine aufregende Serie, Straßenlärm oder die Anforderungen des Familienlebens. Bekommen Nervensystem und Geist tagsüber nicht ausreichend Gelegenheit zum Verarbeiten, muss dies in der Nacht geschehen. Das kann sich dann als innere Unruhe, in Form von Gedankenkarussellen und Anspannung im Körper, zeigen. Die Schlafqualität lässt nach oder der Schlaf wird unterbrochen.
Die gute Nachricht ist, dass Hochsensible aufgrund ihrer Sensitivität auf schlafförderliche Dinge ebenso gut ansprechen, wie auf weniger förderliche.
Mit ein paar achtsamen Routinen ermögliche ich mir entspannte Nächte mit tiefem Schlaf:
- zwei Stunden vor dem Schlafengehen kein aufregender (auch positiver) Input (Telefonate, Filme, Gespräche) mehr
- ein stiller Abendspaziergang, am besten alleine
- Tagebuchschreiben
- ein ritualisierter Tagesabschluss (Feierabend)
- Meditation
- kein Essen nach 18 Uhr oder zumindest nur noch leicht verdauliches
- möglichst keinen Kaffee trinken, wenigstens nicht nachmittags
- absolute Stille im Schlafzimmer und abgedunkelte Fenster
- regelmäßige Schlafenszeiten, die beste Einschlafzeit ist 22 Uhr
- ich schwöre auf Baldriantabletten und CBD-Öl
Das ist, was mir hilft - das heißt nicht, dass es bei dir den gleichen Effekt hat! Solltest du hochsensibel sein, kannst du davon ausgehen, dass du mehr Schlaf und Ruhe benötigst, als dein „normal-sensitives“ Umfeld. Dies zu akzeptieren, kann in dieser Leistungsgesellschaft eine besondere Herausforderung darstellen.
Erlaube dir, andere Bedürfnisse zu haben und finde heraus, was am besten für dich ist! In unseren Impulsen kannst du noch weiteres Hilfreiches finden (Z.B. Das hochsensible Nervensystem, Mikro-Auszeit: Intervall- und Sekundenschlaf).
Bild zur Meldung: © Amy Treasure auf Unsplash