Das Mikroabenteuer vor dem Abenteuer
Von einem größeren Abenteuer, meiner dreimonatigen Südostasienreise, schrieb ich im Vorfeld für den Monat Juni, nachzulesen hier. Da machte ich mich auf den Weg und erfuhr, wie das geht - in Verbindung mit anderen Menschen zu sein und auch zu bleiben.
Für diesen persönlichen Entwicklungsschritt gibt es ein vorbereitendes Mikroabenteuer, das sich ca. ein Jahr zuvor ereignete. Dieses Mikroabenteuer resultierte wiederum aus einem unschönen Erlebnis mit mir selbst, dem Gefühl von Einsamkeit, an einem heißen Sommertag.
Ich sitze in meiner Wohnung, festgeklebt auf meiner Ledercouch. Es ist so warm, dass Haut und Leder beginnen, ineinander zu verschmelzen. Die Hitze, die sich unter dem hölzernen Dach sammelt, drückt von oben in meine Wohnung hinein. Niemand meiner Freunde und Freundinnen verabredet sich mit mir zum Baden. Ich überlege noch, ob ich alleine losfahren soll, bevor ich in der Bude langsam eine Einheit mit der Couch werde, aber ich kann mich nicht motivieren. Mir liegt es fern, alleine einen Ausflug zu unternehmen. Es scheint sich weniger einsam anzufühlen, zu Hause zu bleiben. Also bleibe ich auf der Couch sitzen und verfange mich in einem deprimierenden Zustand.
An diesen Tag, der sich viele Jahre zuvor ereignete, erinnerte ich mich 2016. Auch dieser war besonders heiß.
Es war das Jahr, bevor ich meine Südostasienreise alleine antreten würde. Mir fiel ein, wie es mir vor einigen Jahren ergangen war - allein Zuhause, einsam, schwitzend und am Sofa klebend. Ich wollte nicht, dass sich das wiederholt, dachte aber auch, mit mir alleine Baden zu fahren sei es doch langweilig.
Diesmal handelte ich entgegen dem Gewohnten und entschied mich für den alleinigen Ausflug. Schließlich trete ich meine Asienreise auch alleine an. Ich setze mich auf mein Fahrrad und fahre zum Müggelsee. Schnell merke ich, dass es gar nicht langweilig ist, alleine zum See zu fahren. Das Grün und die Bewegung taten mir gut. Ich fühlte, wie sich dieser Ausflug positiv auf meine Haltung mir selbst gegenüber auswirkte. Ich tue etwas, das mir gut tut!
Ich ließ während meines Mikroabenteuers noch die Vorstellung los, irgendwo lesend am Strand zu liegen und „ausruhen zu müssen“. Mir wurde klar, dass ich ein anderer Typ bin und es vorziehe, aktiv zu sein. So besuchte ich an diesem Tag insgesamt vier Seen.
Mich dazu zu überwinden, mit mir alleine unterwegs zu sein, hatte etwas Heilsames. Ich machte die Erfahrung, dass ich es mit mir weder langweilig, noch einsam habe, wenn ich neugierig und offen meinen Bedürfnissen folge und mich nicht von alten Bewertungen oder Vorstellungen leiten lasse. Ich war mehr in Verbindung mit mir selbst.
Bild zur Meldung: © Chase Yi auf Unsplash