Fasten mit Ayurveda
Der Ayurveda ist in seiner Gesamtheit ein komplexes, medizinisches Werk mit eigenem Diagnose- und Therapieverfahren. Er verfügt über eine bemerkenswerte Fülle empirischen Heilwissens, wobei der Mensch als unteilbare Einheit von Körper, Geist und Seele verstanden wird.
In seinen Behandlungsverfahren wird die Wechselwirkung des menschlichen Organismus in Beziehung zur Natur, Umwelt und Universum verstanden. So mag es nicht verwunderlich sein, dass es innerhalb dieses Systems eine Vielfalt an Reinigungstherapien und Fastenansätze gibt, sie alle aber ein Ziel vor Augen haben: die krankmachenden Prozesse zu stoppen, Gifte zu lockern und auszuleiten sowie die Energien wieder zum Fließen zu bringen.
Der Ayurveda hat es verstanden die Gesamtheit von krankmachenden Prozessen auf drei Wirkungskreisläufe zu reduzieren. Es sind die degenerativen, entzündlichen und raumfordernden Prozesse, die es gilt aus dem Körper zu beseitigen. So kommen den ersten Schritte einer ayurvedischen Fastenkur eine besondere Bedeutung zu. Sie besteht zunächst darin, die festsitzende Thematik im Körper und Geist zu lockern, sie zu beruhigen und über manuelle und spirituelle Verfahren zu behandeln. Der Therapeut entscheidet über wärmende-feuchte, lindernde-kühlende oder trockene-wärmende Massageanwendungen. Nach einigen Tagen kommt es dann zu der innerlichen Ausleitung unter Einsatz von Ölen, Ghee (dem buttereinen Fett, gewonnen aus Büffelmilch) und Kräutern, die gekühlt, gewärmt, in flüssigem oder festen Zustand ihre Anwendung finden.
Sehr großen Wert legt der Ayurveda auch auf das Ausleiten von Giften oder Krankmachern durch Auge, Ohr, Nase und Mund in Form von Spülungen oder Bädern.
Ist der Körper gereinigt, erhält er 3x täglich warme, flüssige Mahlzeiten, angereichert mit aufbauenden und nährenden Gewürzen, Ghee, gedünstetem Gemüse und Getreide. Präventivmaßnahmen im Ayurveda unterliegen den Rasayanas (Verjüngungskuren). Zu diesen Kuren gehören Kräuter/Gewürze wie Guggulu, Shatavari, Pippali, das Ölen des Körpers vor dem Duschen, der Rückzug in eine stille Umgebung, Meditation, Yoga, morgens ein Glas gekochtes Wasser auf nüchternen Magen und drei warme, leicht verdauliche Mahlzeiten.
Die Rasayanas erfreuen sich im Westen immer größerer Beliebtheit. Allerdings werden diese Kuren mitunter wieder abgebrochen, wenn der erkennbare Effekt zu lange auf sich warten lässt. Ist eine Therapie unzureichend vom Ergebnis oder gar erfolglos, liegt das – so der Ayurveda – an den Toxinen, die der Ayurveda als Ama bezeichnet. Sie haben sich im Laufe der Jahre im Körper bzw. Geist abgelagert. Das toxische Element Ama besitzt die Eigenschaft zäh und klebrig zu sein. Ama macht sich besonders bemerkbar im Speichel, im Schweiß, im Stuhl, im Urin, im Nasen- und Augensekret. Ein guter Ayurveda-Therapeut ist in der Lage, diese Ablagerungen zu erkennen und zu beseitigen, bevor die Grunderkrankung behandelt wird.
Bild zur Meldung: © Gabriele Oppermann