Sehnsucht nach dem, was wir im Stillen schon besitzen
„Unsere Wünsche sind Vorgefühle der Fähigkeiten, die in uns liegen, Vorboten desjenigen, was wir zu leisten imstande sein werden. Was wir können und möchten, stellt sich unserer Einbildungskraft außer uns und in der Zukunft dar; wir fühlen eine Sehnsucht nach dem, was wir schon im Stillen besitzen. So verwandelt ein leidenschaftliches Vorausergreifen das wahrhaft Mögliche in ein erträumtes Wirkliches.“
(Johann Wolfgang von Goethe)
Weißt Du eigentlich wonach Du Dich sehnst und was Deine Wünsche sind? Ist es vielleicht der Sechser im Lotto, der Traumpartner, Erfolg im Job, ein tolles Auto, ein Haus mit Garten oder einfach mehr Zeit? Und was steckt eigentlich wirklich hinter diesen Wünschen – mehr Freiheit, Selbstbestimmung, Anerkennung, Sicherheit, Verbundenheit, Freude, Liebe oder mehr Sinn im Leben?
Chronischer Stress ist Alltag
Es braucht Ruhe, um das herauszufinden. Doch Job, Kinder, Haushalt und Freizeitaktivitäten lassen die meisten von uns tagtäglich ohne Pause im Hamsterrad rotieren. Inneres Getrieben-Sein, Erfolgsstreben, Leistungsdruck und Selbstoptimierung sind Zeichen unserer Stressgesellschaft. Zeit für Stille – oft Fehlanzeige. Für viele Menschen fühlt sich das Leben selbst im chronischen Stress ganz normal an. Irgendwann jedoch fängt der Körper und/ oder die Psyche an zu rebellieren.
Wusstest Du, dass in der Zeit von 2010 bis 2020 die Krankheitstage aufgrund psychischer Erkrankungen um 56 Prozent zugenommen haben?* Die Coronakrise hat zusätzlich beigetragen. Laut WHO gab es allein im ersten Pandemiejahr einen Anstieg psychischer Erkrankungen von 25 Prozent. Nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder und Jugendlichen sind stark betroffen.
Lausche auf die Stimme Deiner Seele
Wenn wir im chronischen Stress sind, verlieren wir den Kontakt zu uns selbst, zu unseren Wünschen und Bedürfnissen. Denn nur in der Stille können wir herausfinden, was unsere wahren Sehnsüchte sind. Erst dann können wir unterscheiden, was uns da eigentlich im Leben antreibt. Ist es unser Ego mit all seinen Glaubenssätzen oder unsere Seele?
Unsere Seele spricht leise, ohne viele Worte mit uns über unser Herz, über unsere „innere Stimme“ – der Intuition. Intuition heißt auf lateinisch „genau hinsehen, hinschauen“. Es ist die Fähigkeit eine subjektive Stimmigkeit für Entscheidungen ohne Diskurs mit dem Verstand bzw. dem Ego zu finden. Manche sagen auch Bauchgefühl dazu. Es gibt durchaus verschiedene Meinungen, was Intuition nun ganz genau ist und woher sie kommt. Für mich ist sie die Sprache der Seele. Folgen wir ihr, gewinnen wir Vertrauen in uns selbst und in das Leben. Dann kann das, was wir im Stillen schon besitzen, sich entfalten und verwirklichen – unser wahres Potenzial.
*DAK Psychoreport 2021
Mehr zum Thema: Wünschen, Sinnen und Sehnen
Bild zur Meldung: © Paola Chaaya auf Unsplash