Wie geht eigentlich Mikroabenteuer?
Raus - so lautet der Name eines neuen Tinyhouse-Vermieters in Berlin. Und so lautet auch das Thema unserer aktuellen Ausgabe.
Den Impuls bei schönem Wetter das - oder die - Weite zu suchen, haben die meisten Menschen. Vielleicht auch das latent schlechte Gewissen, wenn man den Tag ungeplant versanden lässt und am Ende doch wieder nur die gewohnte Spazierrunde im Park dreht.
Raus - nur wohin. Und was machen wir da?
Wie wär’s mit einer Outdoor-Unternehmung, die „kurz, einfach, lokal, günstig und trotzdem aufregend, lustig, herausfordernd, erfrischend und bereichernd” ist? So definiert Alastair Humphreys in seinem gleichnamigen Buch die „Microadventures”.
Auf dem Land liegt ein Mikroabenteuer in der Natur sicher etwas näher. Wer in einer Großstadt wie Berlin lebt, muss erstmal eine Stunde Fahrt einkalkulieren, bevor sich ein “Draußen-Gefühl” einstellt.
Aber das ist nicht der Punkt. Für eine wirklich neue Erfahrung “draußen” braucht es nicht unbedingt die Natur und ein Weit-Raus-Fahren sondern zunächst einen gedanklichen Move “drinnen”. Nämlich die Bereitschaft und den Impuls, gewohnte Bahnen zu verlassen und sich auf etwas Neues, Unbekanntes einzulassen. Raus aus der Komfortzone! Denn das intensive Leben findet nicht innerhalb von Routinen statt.
Zwei Impulse, wie mit wenig Aufwand neue Erfahrungen eröffnet werden können:
Eines der einfachsten Abenteuer ist das Barfußgehen. Ob mit Barfußschuhen oder ganz ohne.
Nicht unbedingt auf dem heißen Asphalt, lieber im Park, auf der Wiese oder im Wald. Oder in einem speziellen Barfußpark wie in Beelitz. Wer das einmal intensiver, also für zwei oder drei Stunden, gemacht hat, wird bemerken, wie lebendig sich seine Füße auf einmal anfühlen. Die mobilisierende Fußmassage wirkt sich vitalisierend auf den ganzen Körper aus. Neben der “Erdung”, also dem ausgleichenden Ionenaustausch, der automatisch mit dem Boden passiert. Beim “richtigen” Barfußgehen, also dem Ballengang, lassen sich tatsächlich “Schritt für Schritt” wieder ursprüngliche Bewegungsabläufe erlernen. Ein kostenfreies und sehr gesundes Mikroabenteuer.
Eine Stufe herausfordernder ist das Übernachten in der Natur - mit oder ohne Zelt. Empfehlenswert ist das Boofen im Elbsandsteingebirge. In anderen Gegenden bzw. Wäldern empfiehlt es sich, sich vorher mit dem Grundbesitzer bzw. Förster abzustimmen, damit man nicht zum Jagdopfer wird. Das freie Übernachten ist in Deutschland in der Regel nicht erlaubt. Ich wollte dennoch unbedingt am Weststrand auf dem Darß am Strand übernachten. Habe mir ein kleines Versteck aus den zahlreich vorhandenen Ästen zurechtgelegt, in der (unrealistischen) Annahme, dass mich so die Ranger, die regelmäßig Streife gehen, nicht entdecken. Am nächsten Morgen gegen sieben Uhr bin ich aufgeflogen. Immerhin, die Nacht war schön, es war eine bereichernde Erfahrung, die durch den Reiz des Verbotenen noch verstärkt wurde. Hat mich am Ende ein freundliches Gespräch und 20.- Euro “Übernachtungsgebühr” gekostet.
Bild zur Meldung: Boofen im Elbsandsteingebirge, Foto: Andreas Fiedler privat